Am Wochenende haben wir unsere Freundin
Louisa im größten Township Johannesburgs, in Soweto, besucht. Bei
einem Besuch bei ihrer Großmutter platzten wir gerade in eine
Geburtstagszeremonie zu einem „Sweet 16“ herein. In der Kultur
der Tswana, der ihre Familie angehört, spielt der 16. Geburtstag eine
besondere Rolle. Zu diesem Anlass wird am Tag vor dem Geburtstag eine
Zeremonie abgehalten, bei der es sich alles um das Geburtstagskind,
die Schwester und Opfergaben dreht.
Als wir bei der Großmutter eintrafen,
saßen Schwester und und die noch 15-jährige schon Seite an Seite
auf dem Boden, umringt von Verwandten und einigen Heilern. Da wir
vorher nicht damit gerechnet hatten einer solchen Zeremonie
beizuwohnen, waren wir einigermaßen überrascht, als auf einmal zwei
Schafe angeschleppt und auf den Boden geworfen wurden. Wie wir uns zu
diesem Zeitpunkt schon denken konnten und dann später auch
erfuhren, waren die beiden Schafe dort um nach der Zeremonie
geschlachtet zu werden.
Die Zeremonie wurde von einer Heilerin
geleitet (deren Funktion wir leider irgendwie nicht vollständig
durchschaut haben), die in großen Kreisen um die beiden am Boden
sitzenden Mädchen herumging und in ihrer Sprache eine Rede hielt.
Von der Rede bekamen wir leider nicht so viel mit, da unsere
Tswana-Künste ziemlich beschränkt sind.
Als nächstes verbrannte ein zweiter
Heiler einige Kräuter und die Frau entzündete ein Bündel Reisig
an der Glut. Sie schritt um die Mädchen herum und schwenkte den
brennenden Reisig während sie ihre Rede hielt. Zum Schluss wurden
die Mädchen noch in zwei Decken gehüllt, bevor es dann zum nächsten
Teil, dem Schlachten der Schafe, überging. An diesem Punkt der
Zeremonie mussten wir dann auch leider gehen, was mir eigentlich auch
ganz recht war, da das Schlachten wohl nichts für meine schwachen
Nerven gewesen wäre!
Der traditionelle Heiler, auch Sangoma
genannt, hat hier eine besondere Bedeutung für die Menschen und wird
trotz Fortschritt in der Medizin von vielen Einheimischen bei
Problemen aufgesucht. Traditionelle Heiler verzichten auf den Einsatz
von modernen Medikamenten und bevorzugen bei der Behandlung ihrer
Patienten Kräuter und Heilpflanzen. Bei solchen besonderen
Zeremonien, wie zum Beispiel der Geburtstagszeremonie, ist meistens
auch ein Heiler anwesend der die Zeremonie durchführt.
Zum Heiler wird man, indem man bei
einem traditionellen Heiler in die Lehre geht, dabei erfahren die
meisten Lehrlinge vorausgehend eine Berufung durch ihre Vorfahren
oder durch Gott. Auch wenn ich von der „Berufung durch Gott“ noch
nicht wirklich überzeugt bin, ist es schon cool die Traditionen hier
kennenzulernen und und zu sehen, wie sie praktiziert werden.
Am nächsten Tag waren wir dann auch
direkt zu der offiziellen Geburtstagsfeier eingeladen, zu der
normalerweise nur Verwandte eingeladen werden. Zum Essen gab es
typisch südafrikanische Dinge wie beispielsweise Pap (ein aus
Maismehl angefertigter Brei, der eigentlich zu jeder Mahlzeit
gegessen wird. Schmeckt ähnlich wie Reis), Chakalaka ( eine Art
warmer Salat aus Weißkohl, Zwiebeln, Knoblauch, Bohnen, Tomaten und
vielen Gewürzen) und natürlich die Schafe, bei denen wir uns nicht
ganz sicher waren, welche Teile der Schafe wir da zum Essen bekamen.
Leider haben wir bis auf unsere kurzen
Besuche bei Louisa noch nicht viel von Soweto gesehen, aber das wird
sich bald ändern!
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